Um eine globale Erwärmung der Erde zu verhindern, wird in jüngster Zeit der sogenannte Plan C diskutiert: von Menschen erschaffene Wolken oder künstlich gebildete Algen. Der Fraunhofer Technologieanalyst David Offenberg hat am 6. Juni an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg erläutert, wie diese Strategie im Detail aussieht. // Von Sabrina Heinen und Fabian Voß
03.07.2014 // Plan C, das Climate Engineerig, ist ein großtechnischer Eingriff in die Atmosphäre, den Dr. David Offenberg für sehr riskant hält. Das machte er gleich zu Beginn seines Vortrags deutlich. Zwar brächten auch die anderen Lösungsansätze zur Klimarettung Gefahren und Probleme mit sich, das Climate Engineering hätte jedoch die weitreichendsten Auswirkungen.
Plan A: Veränderung des Lebenswandels
Plan A zielt darauf ab, die Kohlendioxid-Emissionen in die Atmosphäre um mindestens 50 Prozent zu reduzieren. Dies soll durch eine Veränderung unseres Lebenswandels und durch die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien geschehen. Für sehr vielversprechend hält Offenberg diese Lösung nicht. Zum einen würden die positiven Auswirkungen erst in eins bis zwei Generationen spürbar, zum anderen seien die Interessen der verschiedenen Staaten zu unterschiedlich. So fingen China und Indien jetzt erst an, ein besseres Leben zu führen. Die Reduktion von CO2-Emissionen ist laut Offenberg zwar kein technisches, wohl aber ein gesellschaftliches Problem.
Plan B: Anpassung an den Klimawandel
Hinter Plan B steht die Idee, dass die Menschen sich an den Klimawandel anpassen: sich gegen extreme Wetterlagen schützen oder aus Gegenden wegziehen, die durch den steigenden Meeresspiegel überflutet werden. Doch Offenberg machte darauf aufmerksam, dass nicht überall die nötigten finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. „Wir verursachen den Klimawandel, aber die Armen sollen dann dafür bezahlen“, sagte er. Wenn es in trockenen Gebieten noch trockener würde, gingen landwirtschaftliche Erträge zurück, breiteten sich Schädlinge aus und nähmen Krankheiten zu.
Plan C: Technische Eingriffe in die Atmosphäre
Die dritte Option, dem Klimawandel entgegenzuwirken, ist das Climate Engineering. Ziel ist es, die globale Durchschnittstemperatur zu senken ohne unseren Lebensstil zu verändern. Hierzu sind zwei Methoden entwickelt worden. Die Carbon Dioxide Removal (CDR)-Methode ist das künstliche Einbringen von Nährstoffen ins Meer. Diese regen die Bildung von Mikroalgen an, die dann das CO2 aus dem Wasser aufnehmen und in Sauerstoff umwandeln können. Da das Meer der größte Kohlenstoffdioxid -Speicher auf der Erde ist, kann es dann wieder CO2 aus der Luft aufnehmen. Doch diese Methode ist ein Eingriff in die Natur. Sie kann zur Störung des Nährstoffkreislaufs oder zur Versauerung der Meere führen. Zudem würden dann immer noch andere Treibhausgase, wie Lachgas und Methan, in die Atmosphäre ausgestoßen.
Eine weitere Methode ist das Radiation Management (RM). Hierbei soll die Erde gegen die Sonnenstrahlung abgeschirmt werden. Dafür werden sogenannte Aerosole (kleine flüssige oder feste Teilchen in der Luft, wie Rußpartikel) in die Atmosphäre gebracht und sollen dort Wolken bilden. Diese könnten einfallende Sonnenstrahlen wieder in das Weltall reflektieren. Aber auch das kann zu Problemen führen, wie zum Beispiel zum Abbau der Ozonschicht oder zu einem weißlich trüben Himmel. Das hätte auch Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum, weil diese nicht mehr mit ausreichend Sonne versorgt würden.
Plan C ist zu riskant
Offenbergs Fazit: „Climate Engineering macht den Klimawandel nicht rückgängig, sondern führt zu einem ganz anderen Klima.“ Zudem fehle es Plan C an Nachhaltigkeit. Bei einem plötzlichen Abbruch der Maßnahmen würde es zum Beispiel ganz schnell wieder wärmer. „Unsere Welt ist kein Labor“, stellte Offenberg klar. Mit jedem Eingriff in die Natur müssten wir mit weitreichenden Konsequenzen rechnen. Offenberg forderte stattdessen international gültige Regelungen zum Umgang mit dem Klimawandel.
Artikel: Fabian Philipp Voß und Sabrina Heinen // Bilder: Gerhard Bischoff // Video: Nina Schmidt