Sendungen im Fernsehen kritisch zu hinterfragen und nicht alles zu glauben – diese Empfehlung gab der TV-Moderator Ranga Yogeshwar in einem Vortrag am 7. Mai an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. “Wissenschaft im TV – Zwischen Illusion und Wirklichkeit” lautete sein Thema. // Von Sebastian Siekmann

03.06.2013 // Vor etwa 200 Zuhörern entwickelte Ranga Yogeshwar seine Analyse des aktuellen Wissenschaftsfernsehens und belegte diese mit vielen Beispielen. Das Fernsehen werde immer mehr zu einer großen Unterhaltungsshow. Gute Inhalte würden oft auf Kosten der Wahrheit inszeniert und das Publikum mit vermeintlich wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Irre geführt. Der Journalist befürchtet, dass darunter die Glaubwürdigkeit aller Beiträge leidet.

Red Bull Stratos hat nichts mit Wissenschaft zu tun

Als ein markantes Beispiel für gute Inszenierung nannte er die Mission Red Bull Stratos. Bei dem Projekt handelt es sich um einen Fallschirmsprung aus einer Rekordhöhe von 39 Kilometern. Beworben wurde die Aktion als Sprung vom Rand der Stratosphäre. Mit dem Kommentar “Red Bullshit” erklärte Yogeshwar, dass die Stratosphäre erst ab einer weit größeren Höhe erreicht ist. Ein Astronaut sei nach Definitionen der NASA jemand, der eine Flughöhe von über 100 Kilometern erreicht habe. Somit sei es alles andere als wissenschaftlich gewesen, was Red Bull veranstaltet habe. Auch den Abbruch des ersten Versuches stempelte er als großen PR-Coup ab, der einzig zu höheren Einschaltquoten führen sollte. Die Wetterbedingungen seien den ganzen Tag über konstant gewesen.

Agenturmeldungen werden falsch übernommen und verbreitet

Der TV-Moderator erklärte ebenfalls, dass bei der heutigen Informationsflut viele falsche Agenturmeldungen eins zu eins übernommen und nicht mehr hinterfragt werden. Als Beispiel nannte er eine Meldung, nach der zwei Piloten der Air India während eines Fluges das Cockpit verlassen und sich schlafen gelegt hätten. Seine eigene Recherche habe ergeben, dass beides nicht zutraf. Dies zeige, dass viele Meldungen gar nicht auf Richtigkeit geprüft werden.

“Misstraut großartig inszenierten Beiträgen!”

Während seines Vortrages zeigte Yogeshwar auch mehrere Videos, darunter einen Beitrag der ZDF-Wissenschaftssendung Terra Xpress. Dieser handelt vom Fund und der Bergung eines im zweiten Weltkrieg abgestürzten B17 Bombers. Gefunden wurde dieser laut Bericht angeblich erst 2011. Ranga Yogeshwar war allerdings schon 2006 an der Fundstelle in den österreichischen Alpen, an der sich 2002 schon Überlebende der Besatzung des Bombers getroffen hätten. “Das wäre Stoff für eine Programmbeschwerde”, sagte Yogeshwar. Die Inszenierung von Wissenschaft binde zwar Zuschauer, sei aber ethisch nicht vertretbar. Seiner Meinung nach muss der Inhalt über der Inszenierung stehen. “Gute Inhalte brauchen keine Inszenierung”, sagte Yogeshwar. Bei Bedenken solle man Themen lieber weglassen.

Voller Hörsaal dank des bekannten TVModerators

Da die Veranstalterin der Vortragsreihe “Technik- und Umweltethik”, Professorin Dr. Katharina Seuser vom Fachbereich Maschinenbau, Elektrotechnik und Technikjournalismus, mit vielen Gästen gerechnet hatte, fand der Vortrag dieses Mal im Audimax der Hochschule statt. Zu Yogeshwars Vortrag kamen neben den Studenten auch viele weitere Zuhörer.

Quarks & Co. vom 30.04.2013 “Macht der Schlagzeilen – Wie Medien die Angst vor Kriminalität schüren”

Homepage Ranga Yogeshwar

Sebastian Siekmann // Porträt: Jan Timo Tonndorf // Bilder: Lars Tenorth

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