Wie berichten Journalisten über die Energiewende? VDI-Redakteur Stephan Eder ist der Meinung, dass es den deutschen Medien nicht gelingt, die Bedeutung des Themas angemessen zu vermitteln. Auf der Suche nach dem Hype hätten sie die Energiewende verschlafen … / von Vivien Hemmersbach

Eder erklärt, wie deutsche Medien die Energiewende verschlafen. (Foto: Anna Grommes)

Die Suche nach dem Hype – wie die deutschen Medien die Energiewende verschlafen, lautete der Vortrag, den Stephan Eder in der Ringvorlesung hielt. Als Redakteur für Elektronik, Energie und Umwelt schreibt der studierte Physiker seit Jahren über das Thema Erneuerbare Energien in den VDI Nachrichten, der Wochenzeitung des Vereins Deutscher Ingenieure. „Komplexe Themen wie die Energiewende taugen nicht als Hype“, sagte er, „es sei denn, das Thema lässt sich personalisieren.“ Das sei beispielsweise im Falle der schwedischen Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg gelungen, die dem Protest für mehr Klimaschutz ein Gesicht geben würde.

Energiewende mit Klimaschutz verbinden

Greta Thunberg sei es zu verdanken, dass jetzt intensiver über den Klimawandel berichtet würde. Doch wie könnte die Berichterstattung über die Energiewende besser werden? Laut Eder sei beispielsweise der Hitzesommer 2018 eine gute Gelegenheit gewesen, um auf die Bezüge zwischen Energiewende und Klimaschutz hinzuweisen. Auch die Studierenden fühlten sich nicht ausreichend von den Medien über den Einfluss der Erneuerbaren Energie auf den Ausstoß von Treibhausgasen und dem Zusammenhang mit Klima und Wetterereignissen informiert. Eder erklärte die Ursachen: Im Informationsüberfluss der Medienlandschaft würden die lautesten Stimmen gehört und nicht diejenigen, die am besten informiert sind oder das Wichtigste zu berichten haben.

Die Herausforderung ist riesengroß …

Stephan Eder stellt sich den ganzen Fragen und beantwortet sie. (Foto: : Angelique Beeck)

Wie wichtig eine ehrliche Berichterstattung über Klimaziele und Klimaschutz sind, erläuterte Eder an einer Übersicht des Climate Action Tracker, die den Anstieg der weltweiten Klimagasen von 1990 bis 2030 zeigt. Wenn das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 erreicht werden soll, darf die Atmosphäre bis 2050 nicht weiter mit Treibhausgas angereichert werden – man nennt diesen Zustand Treibhausgasneutralität. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die Emissionen von Treibhausgas bis 2030 bereits auf die Hälfte der Emissionen in 1990 verringert werden. Zwischen der aktuellen Situation und der Zielgröße klafft jedoch eine große Lücke: „Wenn das Ziel noch erreicht werden soll, müssen drastische Maßnahmen ergriffen werden“, ist Eder überzeugt.

 

Mehr Social Media, neue Formate und Inhalte

Bei der Diskussion brachten sich viele Studenten ein (Foto: Alessa Toth)

In der anschließenden Diskussion waren sich die Studierenden einig, dass die Medien einen großen Einfluss auf die Meinungsbildung haben. Allerdings stellten nicht alle den Medien ein schlechtes Zeugnis aus: So hatte Simon Kammerer, Student der Nachhaltigen Ingenieurswissenschaften, im Vorfeld viele informative Medienberichte zum Thema Energiewende recherchiert. Seiner Meinung nach könnten kurze prägnante Fakten in den Sozialen Medien den Wissensstand verbessern. Peter-Philipp Breuch, ebenfalls Student der Nachhaltigen Ingenieurswissenschaften, hatte auch einen Vorschlag an die Medienmacher: Man sollte nicht nur in den News, sondern auch in anderen Formaten über den Klimawandel informieren, zum Beispiel könnten die Hauptdarsteller in Actionfilmen grundsätzlich Elektroautos fahren und Serien wie „Zuhause im Glück“ wären geeignet, um auf das Energiesparen oder Erneuerbare Energien einzugehen. Für seinen Kommilitonen Nils Keller müsste die aktuelle Klima-Situation in ihrer ganzen Dramatik dargestellt werden. Die Vorzüge von Erneuerbaren Energien müssten zudem besser vermittelt werden.

Umfrage des Publikums während der Veranstaltung

Während der Veranstaltung wurden Umfragen mithilfe des Umfrage-Tools “Pingo” durchgeführt. Hier die Ergebnisse:

Screenshots & Umfrage: Noemi Kolloch

Nachfolgend einige Meinungen von  Studierenden zu der Veranstaltung:

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