„Wie weit darf die Verbesserung des Menschen durch Technik gehen?“ Mit dieser Frage beschäftigte sich Prof. Dr. Armin Grunwald am 11. April in einen Vortrag an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Die Leistungssteigerung des Menschen durch Prothesen ist aber nur eine der ethischen Herausforderungen, vor die uns Technik heute stellt. // Von Jakob Kube und Daniela Stollenwerk
5.5.2013 // Der studierte Physiker und Philosoph gab in seinem Vortrag „Warum Technik ein Fall für die Ethik ist“ einen großen Überblick über die verschiedenen Themen der Technikethik. Grunwald weiß, wovon er redet. Er hat nicht nur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gearbeitet, sondern ist aktuell auch Leiter des Bundesinstituts für Technikfolgenabschätzung in Berlin sowie Mitglied im Wissenschaftsrat.
Ethik ist nicht gleich Moral
Grunwald stellte klar, dass man Ethik keinesfalls mit Moral verwechseln darf. Laut seiner Definition soll Ethik den Menschen beraten und beim Denken unterstützen. Moral gehe eher auf die Religionen und ihre Regeln guten Miteinanders zurück. Durch die zunehmende „moralische Unsicherheit“ der Menschen entstehe ein Bedarf nach Ethik.
Technik im Alltag
Gerade weil Technik unseren Alltag maßgeblich mitbestimmt, hält Grunwald Ethik für notwendig. Techniken wie zum Beispiel das Internet erzeugten bei den Menschen Anpassungszwänge sowie Befürchtungen vor Kontrollverlust. Viele ethische Konflikte ergäben sich durch moderne Technik. So werde beispielsweise der Einsatz von Drohnen im Militär kontrovers diskutiert.
Die Suche nach einem atomaren Endlager
Am Beispiel der Endlagersuche für Atommüll machte Grunwald deutlich, wie komplex Technikethik ist. Es sei schwierig, die Belastungen auf Beteiligte, wie etwa die Anwohner oder die Betreiber der Endlager, zu verteilen. Um ein Endlager wie Gorleben zu betreiben, benötige man viele Sicherheitsmaßnahmen und eine passende Infrastruktur.
Technische Verbesserung des Menschen
Vor allem das Thema „Verbesserung des Menschen durch Technik2 interessierte die zahlreichen Zuhörenden und sorgte für Diskussionsstoff. Am Beispiel von Oscar Pistorius, einem beinamputierten Leichtathleten, der mit zwei Beinprothesen läuft, problematisierte Grunwald ethische Fragen von Technik im Sport: Besitzen die Prothesen dieselbe Leistung wie ein natürliches menschliches Bein oder stellen sie eine Art Technikdoping dar? Längst Realität sind auch Medikamente wie etwa Ritalin, das die mentale Leistungsfähigkeit eines Menschen stärkt.
Hans Jonas, ein Vorreiter der Technikethik
Um sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen, verwies Grunwald auf Hans Jonas. Der Philosoph und bedeutende Autor der Technikethik habe mit seinem Buch „Prinzip Verantwortung“ viele Menschen zum Nachdenken angeregt.
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Jakob Kube und Daniela Stollenwerk // Bildergalerie: Daniel Klas // Porträt: Juri Bienek