Wer diskutieren möchte, muss zunächst erklären: Der Philosoph Dieter Sturma ging in seinem Vortrag den Begriffen Landschaft, Natur, Kultur und Technik auf den Grund und diskutierte anschließend mit den Studierenden. Er zeigte, dass Bilder das Verhältnis zur Landschaft prägen und appellierte an die Verantwortung jedes Einzelnen. // Von Raphaela Behrens

10.07.2014 // Was ist Landschaft? Wie definieren wir Landschaft? Steht Natur immer im Gegensatz zu Technik? Diese Fragen stellte Sturma 80 Studierenden – und keiner wusste eine Antwort. Er erklärte die Begriffe aus philosophischer Sicht und leitete daraus ab: „Landschaft ist ohne den Menschen nicht möglich“. Landschaft ist für ihn stille Kultur, in die Menschen von Zeit zu Zeit eingreifen.

Natürliches und Künstliches

Natur beschrieb Sturma als Gesamtheit der belebten Welt. Dabei schloss er die nicht menschlich belebte Welt mit ein, distanzierte sich aber klar vom Glauben an Übernatürliches. Er verdeutlichte seine These mit Bildern aus dem Film „Koyaanisqatsi“, was in der Sprache der Hopi-Indianer so viel bedeutet wie „verrücktes Leben“. Der Film zeigt ausschließlich mit Musik unterlegte Bilder von Eingriffen des Menschen in die Natur und übt auf diese Weise Kritik an der Zivilisation. Dennoch sei die Trennlinie zwischen Natürlichem und Künstlichem nicht immer klar zu erkennen. Dies belegte der Philosoph auch mit Hilfe eines Bildes vom Stausee Lake Paul. Ein Großteil der Studierenden sah in dem Stausee eine natürliche Landschaft, obwohl der See durch einen massiven Eingriff des Menschen in die Natur entstanden ist.

„Technik ist mehr als nur das kalte Werkzeug“

Für Sturma liegen nicht nur Natürliches und Künstliches eng beiei-nander, sondern auch Technik und Natur stellen für ihn keine Gegensätze dar. Technik erklärt der Philosoph als menschliche Interaktion mit der Umwelt, sozusagen als Verlängerung der eigenen Hand. „Technik ist mehr als nur das kalte Werkzeug“ sagte er, denn letztendlich sei Technik vom Menschen nicht zu trennen und folglich aus der Natur hervorgegangen. Schon bei den Neandertalern lasse sich Technik bei der Erstellung der Jagd- und Wanderrouten oder bei der Gestaltung der Lagerstellen erkennen. Seine Definition von Technik reicht aber darüber weit hinaus: So sind seiner Meinung nach auch andere menschliche Aktivitäten wie zum Beispiel Klavierspielen, Malen oder Baseball Kunstfertigkeiten, die auf Technik beruhen.

Die Malerei prägt unser Verhältnis zur Landschaft

Um den Studierenden näher zu bringen, wie wir Landschaft wahr-nehmen, ging Sturma auf die Landschaftsmalerei ein. Gemälde aus Romantik und Renaissance verdeutlichen die Distanz zwischen Gegenstand und Betrachter: Oft genug ist darauf der Mensch nicht Teil der Landschaft, sondern beobachtet diese aus der Vogelperspektive. Die Eingriffe des Menschen würden die Landschaft gestalten, könnten sie aber auch zerstören und davor warnte Sturma: „Wir entwickeln unsere Kultur auf Kosten der folgenden Generationen.“ Er appellierte an die Studierenden, dass bei der Entwicklung von Technik selbstverständlich über deren Folgen nachgedacht werden müsste.

 

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