Der Ausbau der Photovoltaik ist eine Säule der Energiewende in Deutschland. Doch nicht nur der Zubau von Solarmodulen ist von Bedeutung, sondern auch die Wiederverwendung ausgedienter Module. Forschung am Fraunhofer CSP zeigt, dass bereits heute ein echtes Recycling von Altmodulen möglich ist. // von Milena Klein

In seinem Vortrag „Die Rolle der Photovoltaik für die Energiegewinnung der Zukunft“ unterstreicht Professor Peter Dold vom Fraunhofer Institut CSP deren Bedeutung: „Photovoltaik wird eine tragende Säule der Energiegewinnung der Zukunft sein.” Das Recycling der PV-Module ist seiner Meinung nach für den verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen von großer Bedeutung. Schon jetzt sei es technisch möglich, Silicium von so hoher Qualität aus alten Modulen zurückzugewinnen, dass neue Solaranlagen daraus hergestellt werden könnten. Als Anschauungsmaterial hat der Wissenschaftler Proben von zerkleinerten Solarmodulen und den verschiedenen Komponenten mitgebracht.

Bedarf an PV-Recycling steigt

Prof. Dold veranschaulicht die Nutzungsdauer der Anlagen: „Was 2003 installiert wurde, kommt dieses Jahr ins Recycling.“ Bild: Michelle Bauer

Eine PV-Anlage habe eine Funktionsdauer von knapp 20 Jahren, danach müsse sie ausgetauscht und recycelt werden, erläutert Dold. Die Menge der Photovoltaik-Anlagen, die recycelt werden müssten, steige jährlich. In 2023 werden es ungefähr 10.000 Tonnen sein, prognostiziert Dold, denn „Was 2003 installiert wurde, kommt dieses Jahr ins Recycling.“ In 2024 könnten es allerdings schon circa 60.000 und in drei bis fünf Jahren 100.000 Tonnen Recycling-Masse sein, so Dold. Allerdings müsse sich sowohl die Wirtschaft als auch die Politik noch darauf einstellen, denn es gäbe in Deutschland aktuell zu wenig Recycling-Unternehmen für PV-Module. Dold betont die Notwendigkeit, eine eigene Produktion in Deutschland oder Europa aufzubauen: „PV-Module sind Elektro-Altgeräte, dafür benötigen wir spezialisierte Einrichtungen.“

Vorurteile gegenüber PV-Anlagen widerlegen

Dold widerspricht sogenannten Mythen über Solarenergie und PV-Anlagen. Kritiker dächten oft, dass eine PV-Anlage mehr Energie verbraucht als sie erzeugt. „Solarmodule kompensieren die Energie für ihre Herstellung bereits in ein bis zwei Jahren“, sagt er und ergänzt: „Insgesamt produziert ein Solarmodul in seiner gesamten Lebensdauer das Zehn- bis Fünfzehnfache der Energiemenge, die für die Herstellung benötigt wurde.“ Ein anderes Vorurteil sei, dass kritische Materialien benötigt würden. Dies sei falsch, da die Module zu 95 Prozent auf der Basis von Silizium bestünden.

Viel Forschung, auch in Zukunft

Die Forschungsprojekte des Fraunhofer CSP verbuchen bereits erste Erfolge. Im vergangenen Jahr konnten aus 100 Prozent recyceltem Silizium wieder neue Silizium-Kristalle hergestellt werden, die eine Effizienz von knapp 20 Prozent hatten. Ein neues Projekt ist geplant, in dem Glas aus PV-Anlagen so aufbereitet werden soll, dass es für die Herstellung neuer Anlagen genutzt werden könne. Dabei stehe die Entwicklung von Reinigungsprozessen im Fokus. Dold sagt: „Wichtig ist, dass der Rohstoff zurückgewonnen und wieder genutzt werden kann. Dabei ist es egal, ob aus Silizium wieder Solarzellen gemacht werden oder die Rohmaterialien für andere Herstellungen genutzt werden können.“

PV-Anlagen dürfen kein Luxus sein

Die Studierenden sind sich einig: den Bau neuer Anlagen sollten Hausbesitzer nicht selbst tragen müssen. Bild: Michelle Bauer

Einige Studierende hatten zur Vorbereitung auf das Thema recherchiert und herausgefunden, dass weniger als zehn Prozent der für Photovoltaik geeigneten  Flächen, zum Beispiel auf Häuserdächern, genutzt würden. Es beginnt eine Diskussion, ob es vertretbar sei, die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf Neubauten gesetzlich vorzuschreiben. In der Diskussion kristallisieren sich zwei Meinungen heraus: Zum einen wird gefordert, den Ausbau der Photovoltaik möglichst zu beschleunigen, zum anderen könnten sich nicht alle Menschen eine PV-Anlage leisten. Auch kommt die Frage auf, wie Förderung in Zukunft aussehen wird, und ob einkommensschwache Personen sich am Ausbau der Photovoltaik beteiligen könnten. Als mögliche Lösung schlägt das Publikum vor, dass es Hausbesitzern möglich sein sollte, Flächen für Photovoltaik bereitzustellen, ohne selber die Anlagen finanzieren oder nutzen zu müssen.

 

 

 

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