Wie sieht das zukünftige Energiesystem in Deutschland aus und wie steht es um die Energiewende? Mit diesen Fragen setzte sich Prof. Dr. Jürgen-Friedrich Hake kritisch auseinander. Dabei ging er auf die globalen Herausforderungen und deren Folgen für die heutige Energieversorgung und die Gesellschaft ein. // Noemi Kolloch
„Utopien brauchen wir. Das treibt Menschen an“, erklärte Hake, der langjährige Direktor des Instituts für Energie-, Klimaforschung und Technologische Entwicklung am Forschungszentrum Jülich. Dass er die Energiewende als Utopie bezeichnete, zeigte deutlich seine Skepsis. Seiner Meinung nach müsse man sich zunächst den globalen Herausforderungen stellen, die alle Sektoren tangierten: Von der Bevölkerung, der Wirtschaft, sowie der Umwelt. Als Beispiele nannte er das globale Bevölkerungswachstum, Engpässe bei der Versorgung der Menschen und den Klimawandel. „Diese Probleme werden sich verschärfen“, warnt Hake die Studierenden. Letzten Endes gehe es immer um das Managen natürlicher Ressourcen. Umso wichtiger sei es, über die jetzige Faktenlage in der Wissenschaft zu sprechen.
Das Übermaß an Informationen
„Wir sind über alle Probleme umfassend informiert. Aber dieses Wissen ist stark segmentiert“, erläuterte Hake. Er forderte die übergreifende Zusammenarbeit von Fakultäten und multidisziplinäres Arbeiten. „Wir gehen in Informationen unter und schaffen es nicht, diese zu strukturieren“, brachte er die Problematik auf den Punkt.
Hake kritisierte auch, dass sich die Gesellschaft vor der Diskussion über technologische Lösungen für die jetzigen Probleme drücke. Es sei viel Technik verfügbar, doch es sei ein Problem, diese auszuwählen und zu bewerten. Dies liege an der Auswahl von Indikatoren. Nach Hake könne diese Diskussion nur gelingen, wenn sich alle Akteure gemeinsam auf Indikatoren verständigen würden. Dies sei aber kein leichter Prozess.
Worauf warten wir?
Obwohl Deutschland laut Hake eines der wenigen Länder sei, welches früh in die Energiewende investiert hat, habe sich der Lebensstil des Einzelnen nicht verändert. „Warum und worauf warten wir?“, fragte Hake die Studierenden, „Was tun Sie für Umwelt und Nachhaltigkeit ?“. Die Antworten der Studierenden waren vielfältig: Vom geringeren Fleischverzehr über nachhaltiges Gärtnern bis hin zu mehr Fahrradfahren und mehr Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs anstelle des Autos. Viele Ideen, die Bereitschaft zeigten, bedacht mit den natürlichen Ressourcen umzugehen.
Es wird nie perfekt sein
Für Hake ist genau diese Bereitschaft die Voraussetzung dafür, dass auch die Energiewende gelingen kann. Bis zur Umsetzung sei es jedoch noch ein weiter Weg und eine perfekte Lösung gäbe es nicht. Zum Abschluss der Ringvorlesung hielt Hake fest: „Die Energiewende in Deutschland und Europa scheitert nicht am Geld oder an der Technik.“ Kritisch sei vielmehr die Akzeptanz in der Gesellschaft.
Umfrage des Publikums während der Veranstaltung
Während der Veranstaltung wurden Umfragen mithilfe des Umfrage-Tools „Pingo“ durchgeführt. Hier die Ergebnisse:
Nachfolgend eine Meinungen eines Studierenden zu der Veranstaltung:
Das Video wurde erstellt von Alessa Toth