Ein Gut oder Böse in der Energietechnik gibt es für Professor Dieter Franke nicht. Auf Meinungen komme es nicht an, sondern auf Fakten. Wichtig sei es, die Vor- und Nachteile klug gegeneinander abzuwägen und auch die Energiebilanz und den Ausstoß von CO2 zu berücksichtigen. // von Marc Strauß

„Gut oder böse sind keine Begriffe für die Bewertung von Technik“, stellte Dieter Franke fest und warnte vor emotionalen Bewertungen. Jede Form der Energiewandlung – ob Kohlekraftwerk oder Windkraftanlage – beeinflusse die Umgebung, die Umwelt, das Ökosystem und somit auch den Menschen. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Technologie müssten unbedingt Fakten zugrunde gelegt werden. Franke forderte: „Bewertung von Technik muss objektiv und nachvollziehbar sein.“

Frankes Vortrag: „Gut und Böse in der Energietechnik“.. Foto: Theodor Augustin Zbroja

Nur erneuerbare Energien haben eine positive Energiebilanz

Bei der Nutzung von fossilen und erneuerbaren Energien gibt es laut Franke auch Gemeinsamkeiten. So werden beispielsweise beim Bau der Anlagen, beim Transport und beim Recycling Rohstoffe und Energie verbraucht. Der große Unterschied läge im Betrieb der Anlagen: Während die Nutzung fossiler Energie dauerhaft Ressourcen verbrauche, stünden erneuerbare Energien unbegrenzt zur Verfügung. Dieser Unterschied zeige sich auch bei der energetischen Amortisationszeit: Ein Windkraftrad könne die Energie, die für den Bau benötigt wurde, innerhalb eines Jahres erzeugen und somit eine positive Energiebilanz erreichen. Völlig anders sei es bei fossiler und atomarer Energieerzeugung, die keine energetische Amortisation erreichen könnten. Ein entscheidender Unterschied sei auch der Ausstoß von klimaschädlichem CO2, er ist bei fossilen Energiequellen unvermeidbar.

Alternative Energiespeicher gefragt

Franke hält aus diesem Grund Investitionen in erneuerbare Energien für wichtig, unter anderem sollte mehr zu Speichertechnik geforscht werden: „Wir müssen neue Dinge ausprobieren. Zum Beispiel könnte als Speicherkonzept ein riesiger Stein hochgehoben werden, das wäre doch genial!“ Technologien wie Carbon Capture and Storage CCS ist für Dieter Franke hingegen keine gute Lösung: „Ich halte es nicht für sinnvoll, CO2 in die Luft zu pumpen, um es dann wieder zu entziehen.“ Notwendig sei es, den Wirkungsgrad der Energietechnik zu erhöhen und Energie einzusparen und dies sei mithilfe der erneuerbaren Energien und kombinierten Technologien wie Speichersystemen und Smart-Grids zu lösen.

Foto: Theodor Augustin Zbroja

„Sie werden immer in Zwickmühlen sein“

Für Dieter Franke ist ein Entscheidungsdilemma unumgänglich, da jede Technologie Vor- und Nachteile habe. „Sie werden immer in Zwickmühlen sein“, sagte er. Windräder schützen zwar das Klima, aber hätten auch Einfluss auf Ökosysteme und Lebensräume von Tieren. Es entstünde jedes Mal ein neues Problem, wenn man sich dazu entscheide, ein Windkraftrad in die Landschaft zu setzen. Doch „wir können dafür auch Lösungen finden“, so Franke. Die Nachteile müssten mit Fachwissen analysiert werden, um den Einfluss auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Die Presse würde allerdings häufig ohne Fachwissen agieren. Als Beispiel zeigte Dieter Franke ein Foto, auf dem ein Vogel auf ein Windrad zufliegt. Das Bild suggeriere große Gefahr für das Tier. Fachkundige könnten aber sehen, dass das Windrad nicht in Betrieb sei. „Stimmungsmache ist nicht hilfreich“, betonte Dieter Franke. Natürlich dürften Gefahren für Tiere nicht heruntergespielt werden, aber anstatt Windräder zu verteufeln, sollten Lösungen gefunden werden.

Forschung für Lösungen

Beispiele für konstruktive Lösungen gebe es bereits. So zum Beispiel für Offshore-Windräder, deren Baulärm den Orientierungssinn von Schweinwalen stört. Ein „Luftvorhangs“ bestehend aus unzähligen kleinen Luftbläschen könnte den Lärm deutlich verringern. Windräder auf dem Land könnten für Federmäuse sicherer werden: „Fledermäuse jagen in etwa 50 Metern Höhe über den Bäumen. Meist in Schwärmen, seltener bei starkem Wind.“ Mit einem Ortungsgerät am Turm der Windräder könnten sie abgeschaltet werden, wenn sich ein Schwarm Fledermäuse nähert. Schwieriger sei es, den sogenannten Vogelschlag zu vermeiden. Vögel seien weniger gut zu orten und flögen auch viel schneller als Fledermäuse.

Franke in der Podiumsdiskussion mit Studierenden. Foto: Patrick Overkamp

Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen

Verantwortung haben alle, resümierte Dieter Franke: Ingenieure sollten sich für effizientere Energiesysteme und für Technologien mit weniger negativen Umwelteinflüssen einsetzen. Journalisten sollten sich besser informieren und Experten mit Fachwissen einbinden, um sachlich korrekt zu berichten. Entscheidungen sollten auf der Basis von Fakten getroffen werden und nicht „aus dem Bauch heraus“. „Aber was ist, wenn das Fachwissen nicht ausreicht?“ – Dann müsse nach bestem Wissen und Gewissen entschieden werden.

 

Nachfolgend einige Studierendenmeinungen zum Vortrag:

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