Wenn der Laubfrosch von unserer Bildfläche verschwindet, sollte uns Menschen das nicht egal sein. Aber aus welchem Grund? Die Gastreferentin Uta Eser trug ihre Argumente für den Schutz der Biodiversität vor und diskutierte mit den Studierenden darüber, welchen Beitrag die Ethik zum Naturschutz leisten kann. // Von Mira Arnold

11.7.2014 // Uta Eser ist überzeugt: Nur wer den Wert der Natur erkennt, wird sie auch schützten. Doch wie vermittelt man diesen Wert, wenn dem persönlichen Vorteil oberste Priorität eingeräumt wird und viele den Bezug zur Natur verloren haben? Möglicherweise mit überraschenden, eindrücklichen Bildern. Wie zum Beispiel mit einem Plakat, bei dem ein Laubfrosch aus dem Bild springt und damit demonstriert, dass er bald von der Bildfläche verschwunden sein könnte. Um möglichst viele Menschen für Naturschutz zu begeistern, helfe es nicht, mit erhobenem Finger zu drohen. Vielmehr müsse man erklären, warum es schade wäre, diesen Laubfrosch davonspringen zu lassen, sagte die Umweltethikerin. Sie ordnete die Argumente für den Schutz von Natur und Umwelt den Kategorien Klugheit, Glück und Gerechtigkeit zu.

Die Klugheit

Uta Eser bezeichnet es als klug, wenn wir aus eigenem Interesse die Natur schützen würden. „Ohne Frosch kein Bier“ lautete eine Werbekampagne, die auf den Naturschutz aufmerksam machen möchte. Sie ließ die Studierenden schmunzeln, hinterließ aber auch viele Fragezeichen auf den Gesichtern. Die Umweltethikerin erklärte: „Die Hopfenlaus bedroht die Hopfenpflanzen. Ihr natürlicher Feind ist der Laubfrosch, der hat sie zum Fressen gern.“ Wenn wir für seinen Erhalt sorgen würden, müssten wir auch künftig nicht auf unser Bier verzichten. Klugheit könne man laut Uta Eser immer dann als Argument für Naturschutz anführen, wenn es um Nutzwerte ginge. Man müsse nicht ein Naturliebhaber sein, um zu verstehen, dass man sich nicht den Ast absägen soll, auf dem man sitzt. Für den Erhalt der biologischen Vielfalt gäbe es viele gute Gründe.

Das GlückWie hoch wäre die Lebensqualität noch ohne grüne Wiesen, über die man läuft, die sauberen Gewässer, in denen man baden kann und den Frosch, den man beobachtet? Mit den Glücksargumenten möchte Uta Eser die Verbundenheit zu Flora und Fauna ansprechen. Was Verbundenheit bedeutet, erklärte sie am Beispiel eines geerbten Taschenmessers. Von Generation zu Generation sei es schon weitergegeben worden. Auch wenn dieses Taschenmesser irgendwann unscharf werden würde und keinerlei Nutzen mehr brächte, habe es einen unersetzbaren Wert. Eine vergleichbare emotionale Verbundenheit zur Natur sei das Ziel der Argumentation mit dem Glück. Schließlich sei auch die Natur ein Erbstück an jeden von uns.

Die Gerechtigkeit

„Wer sägt und wer fällt?“, fragte Uta Eser die Zuhörer und knüpfte an das Klugheitsargument an, dass man nicht am Ast sägen solle, auf dem man sitzt. Was ist, wenn ich aber kein Bier mag? Warum sollte mich dann der Frosch interessieren? Mit der Gerechtigkeitsargumentation versucht man das Verantwortungsgefühl für andere herzustellen. Nicht nur für Bierliebhaber, auch für unsere nächsten Generationen, andere Menschen und nicht menschliche Lebewesen.

Uta Eser erinnerte daran, dass die reichen Länder profitieren und die Armen leiden. 20 Prozent der Weltbevölkerung verbrauchten 60 Prozent der Nahrungsmittel und 80 Prozent der Rohstoffe. 24.000 Menschen würden täglich an Hunger sterben. „Wir verbrauchen jetzt schon die Ressourcen der nächsten Generationen und leben auf den Kosten unserer Kinder.“ Mit diesen Worten regte Uta Eser zum Nachdenken über Gerechtigkeit an.

Die Ringvorlesung mit Uta Eser warf Fragen auf, aber beantwortete auch viele. Jeder hat andere Bedürfnisse. Doch um die Natur zu schützen, ist das Argumentationsmodell „Klugheit, Glück, Gerechtigkeit“ eine wertvolle Anregung für die Studierenden der Hochschule Bonn Rhein Sieg.

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