Das Schlusslicht beim Klimaschutz ist die Mobilität: Hier sind die CO2-Emissionen seit 1990 sogar gestiegen, während sie in allen anderen Sektoren reduziert werden konnten. Der Grund könnte in der mangelnden Vernetzung von Stadtplanung, Mobilität und Logistik liegen. // von Leonie Ebisch

Die Gastrednerin Dr. Ani Melkonyan-Gottschalk ging in ihrem Vortrag auf die Nachhaltigkeit von Städten ein. Logistik und Transport spielen ihrer Meinung nach hierbei eine zentrale Rolle. Bei der nachhaltigen Stadtplanung müssten daher auch die Versorgung der Menschen mit Gütern und die Mobilität mitgedacht werden. Hier liegt Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung und sie stellt fest: „Wir arbeiten nicht genug zusammen.“ Forschung zur nachhaltigen Transformation, wie sie beispielsweise am Zentrum für Logistik und Verkehr ZLV an der Universität Duisburg-Essen stattfindet, zeigt ihrer Meinung nach neue Wege zu mehr Nachhaltigkeit auf – auch für die Mobilität und Logistik.

Transformation muss nachhaltig sein

Prof. Melkonyan-Gottschalk ist sich sicher: “Genau jetzt ist die Zeit für visionäre Sprints in Richtung einer nachhaltigen Transformation”.Bild: Lukas Magera

Dr. Melkonyan-Gottschalk betont die Notwendigkeit einer nachhaltigen Transformation, die darauf abzielt, die Versorgung der Gesellschaft mit lebenswichtigen Gütern sicherzustellen und gleichzeitig die natürlichen Ökosysteme zu schützen. „Genau jetzt ist die Zeit für visionäre Sprints in Richtung einer nachhaltigen Transformation“, sagt sie. Die Motivation hinter dieser Transformation liege in der Sicherung essenzieller Güter wie Nahrung, Wasser, Energie, Mobilität und öffentlicher Gesundheit bei Erhaltung der natürlichen Ökosysteme.

Herausforderungen der nachhaltigen Transformation

„Bei einer nachhaltigen Transformation stehen die Nutzung von Ressourcen, die Auswirkungen von Investitionen, die technologische Entwicklung und der institutionelle Wandel im Einklang“, erklärt die Verkehrswissenschaftlerin. Herausforderungen seien aktuelle Themen wie die „Pandemie, der demografische Wandel und geopolitische Instabilitäten, wie der Ukraine-Krieg. Eine weitere Herausforderung sieht sie zudem in der „ungleichen Verteilung von Auswirkungen und Nutzen in der Welt.“

Globale Lieferketten führen zu Ungleichheiten

Die Studierenden erfahren alles über die Nachteile durch globale Lieferketten. Bild: Maximilian Jambor

„Diese Abbildung ist eine meiner Lieblingsabbildungen“, sagt Melkonyan-Gottschalk und zeigt eine Grafik mit den Quellen und Senken globaler Handelsströme. Das Kaufverhalten in Europa führt zu CO2-Emissionen in Asien. Besonders in Regionen mit globalen Megastädten treten solche Ungleichheiten von Nutzen und Nachteilen auf. Die Abbildung ist für Melkonyan-Gottschalk daher ein Beweis, dass der städtische Wandels für die Erreichung globaler Nachhaltigkeitsziele zentral ist. Es sei von großer Wichtigkeit, Strategien zu entwickeln, die die Sicherung der Versorgungsströme gewährleisten und die Zersiedlung vermeiden. Solche Strategien könnten die Planung von digitalen und physischen Infrastrukturen mit intelligenten Knotenpunktnetzen und städtischen Korridoren sein.

Die Rolle der nachhaltigen Stadt

Eine nachhaltige Stadt, die auf aktuelle Trends wie Digitalisierung, saubere Energie, innovative Verkehrslösungen und Mobilität setzt, kann den Bewohnern umweltfreundlichere Entscheidungen ermöglichen. Durch die Förderung einer nachhaltigen Stadt werden nicht nur nachhaltiges Wirtschaftswachstum gefördert, sondern auch nachhaltige Dienstleistungen. Melkonyan-Gottschalk betont: „Wenn wir städtische und urbane Gebäude planen wollen, dann müssen wir uns um eine Entwicklung bemühen, die Versorgungsketten bei gleichzeitiger Planung von sozial- und ökologischen Infrastrukturen sichert. Das heißt, wir benötigen eine intelligente Mobilitätslogistik.“

Vernetzung im Projekt Nemo erprobt

Der ÖPNV ist den Studierenden wichtig für ein nachhaltiges Städtebild. Bild: Maximilian Jambor

„Im Projekt Nemo haben wir die Vernetzung der verschiedenen Sektoren entwickelt“, berichtet Melkonyan-Gottschalk. Das Forscherteam am ZLV an der Universität Duisburg-Essen entwickelte ein Modell, das die Abhängigkeit der verschiedenen Bereiche und Sektoren voneinander abbildet. Um eine erfolgreiche nachhaltige Transformation zu erreichen, sei eine ganzheitliche und koordinierte Herangehensweise erforderlich. Alle relevanten Akteure, einschließlich Regierungen, Unternehmen, Logistikdienstleister und Verbraucher, müssten zusammenarbeiten, um Synergien zu nutzen und effektive Lösungen zu entwickeln. Dabei spielten Innovation und Technologie eine wichtige Rolle, sowohl bei der Entwicklung neuer Konzepte als auch bei der Verhaltensänderung auf allen Ebenen.

ÖPNV muss ausgebaut werden

Die Diskussion unter den Studenten nach dem Vortrag von Melkonyan-Gottschalk konzentriert sich auf die Notwendigkeit eines Ausbaus des öffentlichen Nahverkehrs, um eine nachhaltigere Mobilität zu erreichen. Viele Teilnehmer sind der Meinung, dass der Ausbau für den ÖPNV sehr wichtig ist, um auf das Auto verzichten zu könnten.

 

Interessante Links:

  • https://www.uni-due.de/zlv/ilona.php
    Das Projekt ILoNa an der Universität Dusiburg-Essen untersucht, wie innovative Logistikdienstleistungen gestaltet sein sollten, um den Anforderungen einer nachhaltigen Gesellschaft gerecht zu werden und nachhaltige Lebensstile zu fördern. Es zielt darauf ab, Unternehmen in ihrem Transformationspotential zu stärken und alternative Handlungsoptionen zu entwickeln.
  • https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet/soziale-aspekte-der-verkehrswende#undefined
    Analyse des Umweltbundesamtes, nach der Haushalte mit niedrigerem Einkommen trotz geringerer Fahrzeugnutzung häufiger von den Umweltbelastungen des Verkehrs betroffen sind. Das bestehende Verkehrssystem müsse für eine gerechtere und ökologischere Mobilität dringend reformiert werden. Die Verkehrswende wird als wesentlicher Beitrag zur Lösung dieser Probleme angesehen.
  • https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet/die-stadt-fuer-morgen-die-vision#sicher
    Laut Umweltbundesamt soll die Stadt der Zukunft umweltschonend, lärmarm, grün, kompakt und durchmischt sein. Die Vision wird durch 15 Bausteine verwirklicht, die das Leben in der Stadt konkret gestalten und jeder Einzelne kann seine persönliche Reihenfolge der Bausteine festlegen, um sein individuelles Wunschbild zu verwirklichen.

 

 

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