Roboter, die mit Menschen interagieren, sind Realität. KI lässt sie lernen, soziale Signale zu verstehen und zu reagieren. Auch in der Pflege oder der Therapie werden sie erforscht. Roboterforscherin Teena Hassan kennt das Potential der sozialen Roboter, ihre Risiken und die ethischen Konflikte. // von Chefredaktion
Was haben Tiere, Menschen und Roboter gemeinsam? Sie teilen sich dieselbe physische Umgebung. Damit das Miteinander funktioniert, müssen Menschen und Roboter kommunizieren und interagieren. Teena Hassan, Professorin für Autonome Systeme an der Hochschule Bonn-Rhein Sieg, ist überzeugt, dass Roboter mit Hilfe von Sensoren, selbstlernender KI und großer Rechenkapazität soziale Fähigkeiten erlernen können, aber sie sieht auch ethische Konflikte. So könnten Menschen von Robotern abhängig und damit unkritisch gegenüber Fehlfunktionen werden. „Maybe you develop a social bonding that you forgive mistakes“, sagt sie. Auch Eingriffe in die Privatsphäre seien ein Problem. Sie fordert daher: „Decisions of robots should be transparent. Safety and ethical questions should be addressed.“
Die Autonomie von Robotern ist (noch) begrenzt
Rein definitorisch sind Roboter dem Menschen ähnlich: Sie agieren autonom in einer physischen Welt, sie erfassen diese Welt und verfolgen Ziele. Der Grad der Autonomie sei allerdings sehr unterschiedlich und nicht mit dem des Menschen vergleichbar. Ein Beispiel seien autonome Staubsauger, deren Handlungsspielraum sehr begrenzt sei: „If it gets stuck in cables it’s not autonomous anymore“, erklärt Teena Hassan. Selbst auf den höchsten Autonomielevels sei der Handlungsbereich von Robotern immer noch sehr spezifisch und nicht mit dem der Menschen vergleichbar.
Soziale Roboter in der Erziehung und Therapie
Dennoch wird an immer mehr Einsatzbereichen für Roboter geforscht. Wenn die Roboter mit Menschen zusammenarbeiten, müssen sie über soziale Eigenschaften verfügen, soziale Signale erkennen und auch selber solche zeigen. „Social robots need the sensors to read social signals from humans and it needs appropriate capabilities to show social signals to humans.” Als Beispiel zeigt Teena Hassan ein Video von Kaspar, einem Roboter, der mit autistischen Kindern interagiert. Diese Kinder seien oft in Gesellschaft überfordert und die reduzierte und einfach zu lesende Mimik von Kaspar wirkt offensichtlich positiv auf das Kind https://www.youtube.com/watch?v=D6gTHPoO9VI
Soziale Roboter in der Pflege
„Speech is an important tool of understanding”, sagt Teena Hassan, aber die Sprache sei nur eine Komponente der Kommunikation. Sie zeigt das Video von Paro, einer kleinen Seerobbe, die auf Zuspruch und Streicheln unterschiedliche Reaktionen zeigt und bei den Menschen ebenfalls Reaktionen hervorruft. Im Video interagiert Paro mit einer alten Frau, die zunächst sehr skeptisch ist. Nachdem die Frau zunächst Fragen stellt, beginnt sie Paro zu streicheln und Paro reagiert darauf so hingebungsvoll, dass die alte Frau ihn schließlich an sich drückt. „Paro gives different responses to different stimulants and it stimulates emotion in the person itself“, erklärt die Roboterforscherin.
Menschliche Autonomie ist bedroht
Die Beispiele zeigen, dass die Rolle von Robotern vielfältig sein kann. Teena Hassan weist auf die Risiken hin, wenn Roboter anstelle eines anderen Menschen agieren. „Maybe you trust a robot more because it is human like”, sagt sie. Daraus könnten unrealistische und falsche Erwartungen, übertriebenes Vertrauen, emotionale Bindung und negative Folgen für die Beziehungen mit anderen Menschen resultieren: „By predicting the state of the human, AI robot can persuade the human to act in specific ways, which compromises human autonomy.“. Auch sei es möglich, dass Fehlfunktionen des Roboters entschuldigt würden und dass der Roboter somit ein problematisches Verhalten lernen würde. „The higher the social intelligence of robots is, the more complex are the ethical challenges and the more difficult it is to fix ist”, resümiert Teena Hassan.
Akzeptanz für Roboter als Lehrende
Der Einsatz von Robotern in der Pflege wird im Plenum kontrovers diskutiert. Einerseits sei es wünschenswert, die Kommunikation zwischen Pflegerobotern und Pflegebedürftigen zu verbessern, um den Menschen zu helfen. Andererseits gibt es ein Unbehagen, dass Pflegebedürftige die Roboter nicht mehr von Menschen unterscheiden könnten. Der Einsatz von KI-gestützten Jobtrainern und von Robotern im Bildungswesen trifft auf größere Akzeptanz: Hier überwiegen aus Sicht der meisten Studierenden die Vorteile mögliche Nachteile.